Geschichte

Die ältesten Spuren menschlicher Zivilisation in Dänemark stammen aus der Steinzeit. Diese 70.000 Jahre alten Fragmente wurden in einer Kiesgrube bei Hollerup entdeckt und zeugen von einer bewegten Vergangenheit.

Die Vorfahren der heutigen Dänen kamen im 6. Jahrhundert aus Südschweder nach Jütland und einige westliche Ostseeinseln. Dort verdrängten sie germanische Stämme, die sich bereits früher dort niedergelassen hatten. Die vereinzelt entstandenen Königreiche vereinte Gorm der Alte erstmals im 10. Jahrhundert. Bis 1035 eroberten die Dänen weite Teile der britischen Inseln, Norwegens und Südjütlands. In dieser Zeit wurden sie zusammen mit den Schweden und Norwegern als Wikinger bezeichnet. Im 14. jahrhundert, ach einer Phase der Schwäche, vereinten sich Dänemark, Island, Schweden und Finnland in der Kalmarer Union, die unter dänischer Vorherrschaft stand. Bis Schweden 1523 seine Unabhängigkeit wieder erlangte existierte dieser Bund. Die Auseinandersetzungen mit Schweden sollten noch bis ins 17. Jahrhundert hinein andauern.

Reformation und Aufklärung gingen auch an Dänemark nicht spurlos vorbei. In der napoleonischen Zeit blieb Dänemark zunächst neutral, kooperierte jedoch später mit Frankreich und musste im Frieden von Kiel 1814 Helgoland den Briten und Norwegen den Schweden überlassen.



Die 1848er Revolutionen in Europa nahmen Einfluss auf die dänische Monarchie: 1849 etablierte sich eine konstitutionelle Monarchie unter der Linie Glückburg des Hauses Oldenburg. Somit erhielt Dänemark auch seine erste Verfassung.

Die Französische Revolution stärkte das Nationalbewusstsein der Dänen. In der Folge kämpften Deutschland und Dänemark um den Süden von Jütland in Form des Herzogtums Schleswig. Dänemark unterlag, was bis teilweise heute andauernde tiefe Einschnitte in die nationale Identität Dänemarks nach sich zog.

Nach den Deutsch-Dänischen Kriegen verhielt sich Dänemark bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs außenpolitisch strikt neutral. Trotz Neutralität wurde es jedoch von Deutschland im Rahmen des Unternehmens Weserübung 1940 besetzt und blieb bis zum Ende des zweiten Weltkriegs unter deutscher Kontrolle.

Nach einer Befreiung trat Dänemark als Mitbegründer der UNO, der NATO, des Europarates 1949 sowie des nordischen Rates 1952 auf. 1960 trat es der EFTA bei und wechselte 1973 zur EG. Seit 1989 ist die Schließung gleichgeschlechtlicher Ehen möglich. Die Volksabstimmung 1993 über den Maastrichter Vertrag brachte erst im zweiten Anlauf ein positives Votum. Bei einer Abstimmung im Jahr 2000 scheiterte der Beitritt Dänemarks zur Eurozone.

Christiansborg

Politik

Entsprechen der Verfassung von 1953 ist Dänemark eine parlamentarisch-demokratische Monarchie. Der König oder die Königin ist Staatsoberhaupt, nimmt jedoch nur repräsentative Pflichten wahr. Derzeitig regiert Königin Margrethe II.

Das dänische Parlament wird Folketing genannt. Es besteht aus 179 Abgeordneten, die alle vier Jahre neu gewählt werden. Je zwei der Abgeordneten vertreten die Gebiete Faröer und Grönland.

Die Exekutive obliegt offiziell dem dänischen König. Praktisch entscheidet jedoch das Kabinett unter der Leitung des Premierministers. Das Kabinett wird vom König ernannt, muss jedoch mit einer Mehrheit des Parlaments bestätigt werden.

Die Legislative liegt beim Folketing. Um Gesetze zu erlassen benötigt es die Zustimmung des Königs bzw. der Königin. Auch Kriegserklärungen und Friedensabkommen benötigen die Zustimmung von beiden, Parlament und König. In Dänemark gilt das Verhältniswahlrecht. Alle volljährigen Personen haben ein aktives und passives Wahlrecht. Mittels einer Zweidrittelmehrheit im Folketing kann über Gesetze per Volksabstimmung entschieden werden. Wenn mindestens 30% der stimmberechtigten Wähler gegen das Gesetz stimmen, tritt es nicht in Kraft. Die rechtsliberale Partei Venstre ist momentan die stärkste Kraft im Parlament. Ihr folgen die Konservative Volkspartei und die Dänische Volkspartei.

Seit 1849 unabhängige Gerichte eingerichtet wurden, hat der König nicht mehr den formalen Vorsitz des Obersten Gerichtshofes. Nach der Verfassung von 1953 sind auch die Richter unabhängig und werden nicht mehr vom König eingesetzt. Die Richter sind gegen administrative Entlassung geschützt und können nur per Gerichtsurteil entlassen werden.

Militärisch musste sich Dänemark nach 1945 komplett neu aufbauen. 1950 erhielt es Unterstützung durch das amerikanische Waffenhilfsprogramm und reorganisierte die militärische und politische Führung der Verteidigung. Zur Zeit stellt Dänemark 550 Soldaten im Irak, 360 Soldaten in Afghanistan und 380 Soldaten für die KFOR-Truppe.

Wirthschaft

Vor allem der dänische Arbeitsmarkt dient vielen Ländern, u.a. auch Deutschland, als Vorbild. Ein mit deutschen Regeln vergleichbarer Kündigungsschutz existiert nicht, weshalb man auch von einem deregulierten Arbeitsmarkt spricht. Das Motto „Flexicurity“ verbindet liberale Beschäftigungsregelungen, hohes soziale Absicherung und eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Arbeitslose erhalten eine wesentlich höhere Arbeitslosenhilfe als in Deutschland und werden umfassend für neue Stellen qualifiziert. Etwa 32% der Erwerbstätigen arbeiten als öffentlich Beschäftigte. Die Beschäftigungsquote in Dänemark ist selbst bei älteren Arbeitnehmern die höchste der EU. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist mit mehr als 75% sehr hoch.

In Dänemark gilt eine sehr hohe Steuer- und Abgabenquote. Allein der Mehrwertsteuersatz, der auch für Bücher und Lebensmittel gilt, liegt bei 25%. Trotzdem gilt die dänische Wirtschaft als sehr flexibel und wettbewerbsfähig. Im Vergleich der BIP in Europa belegt Dänemark regelmäßig einen der vorderen Plätze. Die Staatsverschuldung ist relativ niedrig. Internationale Studien ergeben immer wieder, dass der Lebensstandard der Dänen einer der höchsten der Welt ist.

Die Monarchie gilt als hochindustrialisiertes Land. Mehr als ¾ seiner Exporte sind Maschinen oder Industriegüter. Industrie und Dienstleister konzentrieren sich vor allem im Großraum Kopenhagen. Zu den wichtigsten Industriezweigen zählen Lebensmittel- und metallverarbeitende Industrie, das Druck- und Verlagswesen, Maschinenbau sowie die Produktion von Elektronikartikeln und Transportmaschinen. Auch dänische Möbel sind ein wahrer Exportschlager. Darüber hinaus sind auch die Eisenindustrie, der Schiffsbau, das Brauwesen, die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Zementherstellung sowie die Produktion von chemischen Erzeugnissen, Arzneimitteln, Keramikgegenständen, Porzellan, Öfen, Fahrrädern und Papier von Bedeutung.

Die Landwirtschaft ist in Dänemark eine hochmechanisierte Branche. Sie beschäftigt etwa 3% aller Arbeitnehmer und zeichnet sich vor allem durch die Herstellung von Schweinefleischprodukten aus. Aber auch der Anbau von Getreide, Futterpflanzen, Flachs, Hanf, Hopfen und Tabak spielt neben der exportorientierten Fleisch- und Milchwirtschaft eine große Rolle.

Die Wälder Dänemarks sind heute Naturschutzgebiete und werden landwirtschaftlich nicht genutzt. Eine wichtige Einnahmequalle für die dänische Volkswirtschaft ist jedoch die Fischerei. Die überwiegenden Fanggründe befinden sich in der Nordsee. Seit 2000 ist Dänemark auch als Weinanbaugebiet anerkannt.

Dänemark kann über die Hälfte seines Energiebedarfs selbst decken. Energie aus Erdöl und Erdgas wird ergänzt durch Windenergie, die mittlerweile 20% des Strombedarfs deckt.

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